Balkonkraftwerke - Anschaffung, Installation und Wirtschaftlichkeit

In den letzten zwei Jahrzehnten haben sich die Strompreise stark erhöht, was viele Menschen dazu bewegt, über Alternativen zur herkömmlichen Stromversorgung nachzudenken. Eine interessante Möglichkeit, um eigene Elektrizität zu produzieren und dadurch Kosten zu sparen, bietet das sogenannte Balkonkraftwerk. Diese Art von Kraftwerk ist ideal für Menschen, die nicht das Privileg besitzen, ein eigenes Haus mit großem Dach oder ein Gartengrundstück für eine größere Photovoltaik-Anlage zu haben.


Ein Balkonkraftwerk ist eine praktikable Lösung für die Nutzung kleinerer Flächen zur Stromerzeugung. In diesem Artikel werden wichtige Informationen zur Anschaffung, Installation und Wirtschaftlichkeit von Balkonkraftwerken bereitgestellt. Dadurch erhalten Interessenten einen umfassenden Überblick darüber, wie sie auch auf kleinem Raum effektiv und kostensparend ihren eigenen Strom erzeugen können.


Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk?


Ein Balkonkraftwerk, auch als Mini-Solaranlage bezeichnet, ist eine kompakte Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von bis zu 1500 Watt. Diese Anlage lässt sich unkompliziert auf Balkonen oder Terrassen installieren, ohne dass eine spezielle Unterkonstruktion benötigt wird. Aufgrund ihrer einfachen Konstruktion, die meist nur aus ein oder zwei Modulen besteht, kann sie auch von Nicht-Fachleuten angeschlossen werden.

Die Funktionsweise eines Balkonkraftwerks ähnelt der einer größeren Solaranlage. Die Solarmodule fangen Sonnenstrahlung auf und wandeln diese mittels einer Siliziumbeschichtung in elektrischen Strom um. Dieser Strom wird an der Rückseite der Module abgegeben. Um den erzeugten Gleichstrom in für Haushaltsgeräte nutzbaren Wechselstrom umzuwandeln, kommt ein Wechselrichter zum Einsatz. Haushaltsgeräte benötigen Wechselstrom, und das Balkonkraftwerk ermöglicht es, diesen direkt über einen herkömmlichen Stecker in das Haushaltsnetz einzuspeisen.

Es ist allerdings zu beachten, dass der erzeugte Strom sofort verwendet werden muss. Soll der Strom für späteren Gebrauch gespeichert werden, ist die Anschaffung eines Stromspeichers notwendig. Dadurch kann die selbst erzeugte Energie effizient genutzt und aufbewahrt werden.


Wie viel Strom kann ich mit einem Balkonkraftwerk erzeugen?


In Deutschland kann man von einem durchschnittlichen Ertrag von 800 bis 1.000 Wattpeak (Wp) pro installiertem Kilowatt (kWp) bei Photovoltaikanlagen ausgehen. Unter optimalen Bedingungen könnte also ein Balkonkraftwerk mit einer Kapazität von 1 kWp jährlich zwischen 800 und 1.000 Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugen.

Die tatsächliche Effizienz bei der Stromerzeugung variiert jedoch und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören die Größe des Kraftwerks, die Ausrichtung und Neigung der Solarpanels, der geographische Standort sowie die Intensität der Sonneneinstrahlung.

Für eine typische Balkonkraftwerkskonfiguration mit einer Leistung von 600 Watt und einem 800-Watt-Wechselrichter kann man dementsprechend mit einer Stromerzeugung von ungefähr 600 kWh pro Jahr rechnen.


Maximierung des Energieertrages eines Balkonkraftwerkes


Um den Energieertrag eines Balkonkraftwerks zu maximieren, ist die Wahl des richtigen Standorts entscheidend. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist die Vermeidung jeglicher Verschattung der Solarmodule im Tagesverlauf. Es ist wichtig zu prüfen, ob der ausgewählte Standort durch Schatten von Bäumen, Gebäuden, Antennen oder anderen Objekten beeinträchtigt wird.

Die Ausrichtung der Module spielt ebenfalls eine große Rolle. Idealerweise sollten die Module nach Süden ausgerichtet sein, um die Energie der Mittagssonne optimal zu nutzen. Falls eine südliche Ausrichtung nicht möglich ist, ist auch eine Ost- oder Westausrichtung effektiv, da sie einen erhöhten Energieertrag in den Morgen- und Abendstunden ermöglicht. Dies kann besonders vorteilhaft sein, wenn der persönliche Energieverbrauch hauptsächlich morgens und abends stattfindet und kein Stromspeicher zur Verfügung steht.

Zudem ist eine Neigung der Module von 30 bis 35 Grad in unseren Breitengraden optimal, um die Sonnenstrahlen möglichst senkrecht aufzufangen. Regelmäßige Reinigung der Solarmodule ist ebenfalls wichtig, um deren Effizienz zu erhalten und den Energieertrag zu steigern.


Brauche ich für eine für eine Mini-Photovoltaikanlage eine Genehmigung?


Balkonkraftwerke, auch als Mini-Photovoltaikanlagen bekannt, mit einer Leistung von bis zu 600 Wp (Wattpeak) sind in der Regel genehmigungsfrei. Dies bedeutet, dass für ihre Installation keine spezielle behördliche Erlaubnis erforderlich ist.

Allerdings sollten Mieter beachten, dass Vermieter zwar die Installation solcher Anlagen nicht grundsätzlich verbieten dürfen, sie jedoch bestimmte Vorgaben zur Montage und Installation machen können. Daher ist es ratsam, ein Balkonkraftwerk-Projekt im Vorfeld mit dem Vermieter zu besprechen, um mögliche Missverständnisse zu vermeiden und einen harmonischen Mietverhältnis zu erhalten.

Für Balkonkraftwerke, die eine Leistung von 600 Wp überschreiten, ist jedoch eine Genehmigung notwendig. Diese Genehmigung muss bei der zuständigen Bauaufsichtsbehörde beantragt werden. Im Genehmigungsprozess werden verschiedene Aspekte, wie die Wind- und Standsicherheit sowie die technischen Details der Installation, überprüft und bewertet.


Anschaffungspreise für Balkonkraftwerke


Die Anschaffungskosten für ein steckerfertiges Balkonkraftwerk variieren je nach Leistungsfähigkeit der Anlage und dem jeweiligen Anbieter. Typischerweise bewegen sich die Preise in einem Rahmen von 300 bis 2.800 Euro. Diese Kostenunterschiede resultieren aus der verwendeten Technologie der Solarmodule, der Qualität der Verarbeitung und der Herkunft der Anlage.

Es ist anzumerken, dass die Preise für Solarmodule in den vergangenen Jahren generell gesunken sind, wodurch sich aktuell günstigere Einstiegsmöglichkeiten in die Solarstromnutzung bieten.


Kann mein Balkonkraftwerk gefördert werden?


In Deutschland bieten einige Bundesländer, darunter Berlin, Schleswig-Holstein, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern, Förderprogramme für die Anschaffung von Balkonkraftwerken an. Zusätzlich haben viele Kommunen eigene Unterstützungsmaßnahmen für solche Anlagen eingeführt. Um zu erfahren, ob und welche Förderungen in Ihrer Region aktuell verfügbar sind und welche spezifischen Bedingungen dafür gelten, ist es ratsam, sich direkt bei der lokalen Stadtverwaltung zu erkundigen.

Es gibt auch indirekte staatliche Unterstützungen für die Anschaffung von Balkonkraftwerken. Aktuell ist der private Erwerb solcher Anlagen von der Umsatzsteuer befreit, was zu einer weiteren Preissenkung für Endverbraucher führt. Diese Steuerbefreiung stellt somit eine zusätzliche finanzielle Erleichterung für Interessierte dar.


Das ändert sich 2024 für Balkonkraftwerke


Ab dem Jahr 2024 stehen einige wichtige Änderungen für Balkonkraftwerke an, wie aus den Plänen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hervorgeht. Allerdings wurde das entsprechende Gesetz zur Steigerung der Solarenergie am 15. Dezember noch nicht verabschiedet, sodass diese Änderungen erst später im Jahr in Kraft treten werden:

• Erhöhung der Maximalleistung: Die zulässige Ausgangsleistung von Balkonkraftwerken wird von 600 Watt auf 800 Watt angehoben. Dabei darf die Gesamtleistung der Anlage zwar höher sein, jedoch kann nur bis zu 800 Watt ins Stromnetz eingespeist werden.

• Wegfall der Registrierungspflicht: Bisher erforderliche Registrierungen im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur sowie die Anmeldungen bei den Netzbetreibern entfallen ab 2024, was die Inbetriebnahme von Balkonkraftwerken vereinfacht.

• Zulassung rückwärtsdrehender Zähler: Die Notwendigkeit, herkömmliche Stromzähler durch smarte Modelle zu ersetzen, entfällt. Trotzdem wird empfohlen, bestehende Ferraris-Zähler durch moderne Zweirichtungszähler zu ersetzen.

• Offizielle Erlaubnis für Schuko-Stecker-Anschlüsse: Der Anschluss von Mini-PV-Anlagen an Schuko-Steckdosen wird offiziell erlaubt sein, wobei der Anschluss über Mehrfachsteckdosen weiterhin untersagt bleibt.

• Rechtlicher Anspruch auf Balkonkraftwerke für Mieter: Um Konflikte zu reduzieren, werden Stecker-Solaranlagen in den Katalog privilegierter Maßnahmen aufgenommen, was Mietern das Recht auf Installation und Nutzung dieser Anlagen einräumt.

Ein genaues Datum für die Abstimmung über diese neuen Regelungen im Bundestag steht bisher noch nicht fest.

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